Philips streicht weitere 6000 Stellen – auch in Hamburg? - Hamburger Abendblatt

2023-03-08 14:04:56 By : Ms. Sunny Pan

Auch im Hamburger Hauptbahnhof gegenwärtig: Der niederländische Konzern Philips hat in der Hansestadt seine Deutschlandzentrale.

Foto: Imago/aal.photo

Damit summiert sich der angekündigte Abbau auf bereits 10.000 Jobs. Mit welchen Problemen der Medizintechnikhersteller kämpft.

Amsterdam.  Philips kündigt erneut einen drastischen Sparplan an: Zusätzlich zu dem bereits im Oktober angekündigten Abbau von rund 4000 Stellen sollen nun 6000 weitere gestrichen werden, wie Philips am Montag in Amsterdam bei der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr mitteilte. Der angeschlagene Medizintechnikhersteller will durch den weiteren massiven Jobabbau in den kommenden Jahren die Profitabilität kräftig steigern.

Der niederländische Konzern, der seinen Deutschland-Hauptsitz in Hamburg hat, steht seit einiger Zeit wegen teurer Probleme mit bestimmten Beatmungsgeräten unter Druck und muss sparen. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen wegen hoher Rückstellungen und Abschreibungen in dem Bereich einen Milliardenverlust.

In Hamburg beschäftigt Philips 2800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit sind es 79.000 Menschen. Ob der geplante Stellenabbau auch das Unternehmen in Deutschland trifft, wurde zunächst nicht bekannt. Nur so viel: Die Hälfte der Stellen soll noch im laufenden Jahr wegfallen.

In der Hansestadt produzieren allein mehr als 1200 Menschen Röntgenröhren und weitere Teile für Medizintechnik, für Computertomografen sowie andere Geräte im Bereich bildgebender Verfahren. 100 Ingenieure und andere Fachleute sind am Sitz in der Röntgenstraße zudem in der Forschung tätig. Ein Schwerpunkt liegt dabei auch in der Telemedizin, also der digitalen Vernetzung von Ärzten mit den Patienten, sodass Besuche in der Praxis zum Teil durch Online-Visiten eingespart werden können. Auch der Vertrieb spielt in Hamburg eine große Rolle.

Hier geht es darum, Kontakte zu deutschen Kliniken zu halten und damit im Wettbewerb gegen andere Hersteller von Medizintechnik wie Siemens oder Samsung zu bestehen. „Wir haben uns von den Hausgeräten getrennt und konzentrieren uns jetzt voll auf die Gesundheits­branche“, hatte Deutschlandchef Uwe Heckert zuletzt noch im Abendblatt betont, es sollten die „Kräfte gebündelt werden, um unsere Führung bei Gesundheitstechnologien und -lösungen auszubauen.“

Doch dann kam der Rückruf der Beatmungsgeräte, der den Erfolg dieser auf wenige Produkte fokussierten Strategie stark beeinträchtigte. Für den Austausch der Beatmungsgeräte hat Philips bereits Rückstellungen von 885 Millionen Euro vorgenommen. Im Schlussquartal kamen nochmals 85 Millionen Euro obendrauf. Dazu hat der Konzern inzwischen mehr als eine Milliarde auf die problematische Sparte abgeschrieben. Mit dem neuen Sparkurs soll die zuletzt niedrige operative Rendite wieder in den zweistelligen Bereich getrieben werden. Neben den Kosteneinsparungen will der Anbieter auch wieder ein stärkeres Wachstum erreichen.

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Philips konnte das rabenschwarze Jahr aber zumindest mit einem versöhnlichen vierten Quartal abschließen. In den letzten drei Monaten fielen Umsatz und operatives Ergebnis deutlich besser aus als von Experten erwartet. Kosten für den angekündigten Stellenabbau und Konzernumbau sowie der Rückruf drückten den Konzern allerdings abermals in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand im vierten Quartal ein Minus von 105 Millionen Euro.

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